So packst du ultraleicht für den Jakobsweg

Leichtes Gepäck macht auf dem Jakobsweg das Leben leichter.

Beim Wandern zählt jedes Kilo, da gibt es keine zwei Meinungen. Ein zu voller Rucksack geht auf Füße, Knöchel, Knie, Rücken und Nerven. Einsteiger auf dem Jakobsweg sorgen darum dafür, dass die Zu-Verschenken-Boxen in den Herbergen (ja, sowas gibt es) eine echte Fundgrube sein können.

Aber von leichtem Gepäck zu ultraleichtem Gepäck gibt es einige Zwischenstufen – und ehrlicherweise bin ich kein Ultraleicht-Wanderer. Was ich an Zahnpasta spare, macht an anderer Stellen ein Stück Chorizo wieder wett. Lieber ordentliche Badelatschen als mit Bindfaden gestrickte Konstruktionen.
Doch in diesem Artikel möchte ich euch ein paar Anreize und Ideen geben, wie ihr euer Gepäck um ein paar Gramm reduzieren könnt.

Der Rucksack: Die Klamotten der Zukunft auf deinen Schultern

Meinen ersten Jakobsweg startete ich mit einem Deuter-Rucksack aus dem Jahr 2002:
60 + 10 Liter, eingebauter Regenschutz und Bändsel, Haken und Schnüre in einer Qualität, wie man sie für den Himalaya gut gebrauchen kann!
Blöd nur, dass ich 100 Kilometer durch die Pyrenäen und somit durch Frankreich und Nordspanien lief. Halterungen für Zelte, Gaskocher und dergleichen waren für dieses Abenteuer absolut unnötig. Klar hatte ich ein Zelt dabei, aber das war zu groß und sperrig, als dass ich es an den Rucksack hätte anbringen können.


Doch diese Extras trugen zum Gewicht bei: Allein der Rucksack wog über 4 Kilo.
Bei späteren Wanderungen wechselte ich zum Osprey Exos 38l in der 2. Auflage, ohne einen Verlust in Sachen Komfort zu bemerken. Und mit einem Gewicht von knapp 1,4 Kilogramm war der Exos nicht einmal halb so schwer.
Bei meiner Alpenüberquerung entschied ich mich für den Lighting 60l der Marke Exped. Die Überlegung: Weniger Gewicht, leichter laufen.
Hier muss ich sagen, dass das niedrigere Gewicht merklich zulasten des Komforts ging. Aus diesem Grund ist der Rucksack nach dieser Tour in der Kammer des Schreckens gelandet und durfte seither nicht mehr mit.
potentielle Gewichtsersparnis: mind. 1 Kilo

Wer braucht schon einen roten Faden?

Egal welcher Rucksack es am Ende wird, sie alle verfügen über Bonusbändsel.
Meist wird der Rucksack für ähnliche Touren genutzt: Jakobsweg-Rucksäcke kommen selten in den Genuss eines Zelt-und-Camping-Ausflugs und andersherum. Darum: Trenn dich von unnötigen Materialien, bei denen du dir vermutlich nicht einmal sicher bist, wofür sie überhaupt angebracht wurden.
potentielle Gewichtsersparnis: ein paar Gramm

Die richtigen Schuhe

Achte beim Kauf deiner Wanderschuhe darauf, dass du den richtigen Härtegrad der Sohle beachtest. Wenn du nicht regelmäßig im Alpinen unterwegs bist, wirst du Wanderschuhe mit einer C- oder D-Sohle mehr als einmal kritisch hinterfragen.
Zugleich wiegen diese Schuhe aufgrund des in der Sohle verarbeiteten Materials mehr. Also: Denk beim nächsten Wander-Schuhkauf doch mal über Trail-Schuhe nach.
potentielle Gewichtsersparnis: 300 Gramm

Hosen mit abnehmbaren Beinen

Kleidung ist immer ein guter Ansatzpunkt, um Gewicht im Rucksack zu sparen. Statt Baumwollshirts ein Shirt aus Merino oder Funktionsstoff. Weniger Socken, dafür Merinowolle (riechen weniger schlimm) und so weiter.
Doch auch bei den Hosen kann man ein bisschen Gewicht sparen, insbesondere wenn du im Sommer unterwegs bist. Kauf dir die gleiche Hose mit abnehmbaren Beinen und lass von den Beinen ein Set zuhause.
potentielle Gewichtsersparnis: ein paar Gramm

Nah am Wasser gebaut: Trinkflaschen auf dem Camino

Wenn du dir Sorgen machst, dass du auf dem Camino verdursten wirst, kann ich dich beruhigen! Auf dem Camino Francés gibt es nahezu überall Möglichkeiten, deine Wasserflasche aufzufüllen, egal ob an Brunnen, Wasserstellen oder in Bars. (Artikel: Kann ich das Wasser auf dem Jakobsweg trinken?)
Auch auf dem Camino del Norte finden sich regelmäßig Shops und Möglichkeiten, wenn man die Augen offenhält.Natürlich spielen Wetter, Temperperaturen und Anstrengung eine große Rolle. Aber wenn du nicht im Hochsommer laufen willst, kannst du die Menge an Wasser reduzieren, die du mitnimmst.
Statt einer Trinkblase (absolut unnötig und spätestens an Tag 5 wirklich widerlich), einer Thermoskanne (selbsterklärend) und auch einer einzelnen 1,5l-Flasche, solltest du zwei kleinere Flaschen mitnehmen.
Egal ob 2x 0,5l oder 2x 0,75l: Die Splittung deines Wassers auf zwei Flaschen macht absolut Sinn. Allein von der gleichmäßigeren Gewichtsverteilung profitiert dein Rücken.
Grundsätzlich empfehle ich, dass du IMMER ausreichend Wasser dabei hast.
Zwei Flaschen bieten dir jedoch psychologisch einen Vorteil: Du füllst sie häufiger auf! Denn sobald du das Gefühl hast, dass ein Vorrat zuneige geht, stoppst du an der nächsten Wasserstelle. Eine halbvolle 1,5l-Flasche vermittelt wiederum falsche Sicherheit.
Darum: 2 Flaschen. Für den Kopf!
potentielle Gewichtsersparnis: keine

Konzentriere dich auf kleine Verpackungen

Große Verpackungen versprechen uns große Mengen, schließlich ist ja auch viel drin. Aber brauchst du wirklich viel und die große Menge?
Beispiel Zahnpasta: Wenn du dir zwei Mal am Tag die Zähne putzt, hält eine 75ml-Tube etwa einen Monat. Läufst du zum Beispiel den Camino Francés, durchquerst du in dieser Zeit die Städte Pamplona, Logroño, Leon, Burgos, Ponferrada und passierst somit mindestens 100 kleine und große Supermärkte. Warum also solltest du eine volle Tube Zahnpasta aus der Heimat so lange mitschleppen, wenn du sie in der spanischen Auflage im Schnitt 3x am Tag nachkaufen könntest?
Reisegrößen von Zahnpasta mit 20ml sind bei längeren Wanderungen meiner Meinung übrigens Geldverschwendung! Das genügt, um sich etwa 8 Tage lang die Zähne zu putzen. Auf den Camino Francés gerechnet bedeutet das, dass du dir vier Mal die Reisegröße kaufen müsstest. Die Menge an Verpackung ist dabei doppelt so groß. Nimm stattdessen lieber eine halbvolle Tube mit, um später nachzukaufen
Gleiches gilt für Fußcreme, Sonnencreme, Desinfektionsmittel, Shampoo, Duschgel und so weiter. Die Einsparung an Gewicht überwiegt dabei den Kostenfaktor von etwa 35 Euro für den gesamten Weg.
potentielle Gewichtseinsparung: mind. 100 Gramm

XXXL-Handtücher

Über die richtige Größe eines Handtuchs lässt sich vorzüglich streiten!
Doch ein Microfaser-Handtuch sorgt problemlos dafür, dass man auch mit einem kleineren Tuch einigermaßen trocken wird. Statt eines 60x80cm Tuchs genügt so häufig bereits ein 30x40cm Handtuch.
Potentielle Gewichtseinsparung: 100 Gramm

Anmerkung:
Natürlich sind Handtücher nicht nur für den Körper gedacht, Stichwort Handtuch-Turban. Doch als Glatzenträger fehlt mir der Bezug 😅

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