Autor: Tim Conrads

  • So packst du ultraleicht für den Jakobsweg

    So packst du ultraleicht für den Jakobsweg

    Beim Wandern zählt jedes Kilo, da gibt es keine zwei Meinungen. Ein zu voller Rucksack geht auf Füße, Knöchel, Knie, Rücken und Nerven. Einsteiger auf dem Jakobsweg sorgen darum dafür, dass die Zu-Verschenken-Boxen in den Herbergen (ja, sowas gibt es) eine echte Fundgrube sein können.

    Aber von leichtem Gepäck zu ultraleichtem Gepäck gibt es einige Zwischenstufen – und ehrlicherweise bin ich kein Ultraleicht-Wanderer. Was ich an Zahnpasta spare, macht an anderer Stellen ein Stück Chorizo wieder wett. Lieber ordentliche Badelatschen als mit Bindfaden gestrickte Konstruktionen.
    Doch in diesem Artikel möchte ich euch ein paar Anreize und Ideen geben, wie ihr euer Gepäck um ein paar Gramm reduzieren könnt.

    Der Rucksack: Die Klamotten der Zukunft auf deinen Schultern

    Meinen ersten Jakobsweg startete ich mit einem Deuter-Rucksack aus dem Jahr 2002:
    60 + 10 Liter, eingebauter Regenschutz und Bändsel, Haken und Schnüre in einer Qualität, wie man sie für den Himalaya gut gebrauchen kann!
    Blöd nur, dass ich 100 Kilometer durch die Pyrenäen und somit durch Frankreich und Nordspanien lief. Halterungen für Zelte, Gaskocher und dergleichen waren für dieses Abenteuer absolut unnötig. Klar hatte ich ein Zelt dabei, aber das war zu groß und sperrig, als dass ich es an den Rucksack hätte anbringen können.


    Doch diese Extras trugen zum Gewicht bei: Allein der Rucksack wog über 4 Kilo.
    Bei späteren Wanderungen wechselte ich zum Osprey Exos 38l in der 2. Auflage, ohne einen Verlust in Sachen Komfort zu bemerken. Und mit einem Gewicht von knapp 1,4 Kilogramm war der Exos nicht einmal halb so schwer.
    Bei meiner Alpenüberquerung entschied ich mich für den Lighting 60l der Marke Exped. Die Überlegung: Weniger Gewicht, leichter laufen.
    Hier muss ich sagen, dass das niedrigere Gewicht merklich zulasten des Komforts ging. Aus diesem Grund ist der Rucksack nach dieser Tour in der Kammer des Schreckens gelandet und durfte seither nicht mehr mit.
    potentielle Gewichtsersparnis: mind. 1 Kilo

    Wer braucht schon einen roten Faden?

    Egal welcher Rucksack es am Ende wird, sie alle verfügen über Bonusbändsel.
    Meist wird der Rucksack für ähnliche Touren genutzt: Jakobsweg-Rucksäcke kommen selten in den Genuss eines Zelt-und-Camping-Ausflugs und andersherum. Darum: Trenn dich von unnötigen Materialien, bei denen du dir vermutlich nicht einmal sicher bist, wofür sie überhaupt angebracht wurden.
    potentielle Gewichtsersparnis: ein paar Gramm

    Die richtigen Schuhe

    Achte beim Kauf deiner Wanderschuhe darauf, dass du den richtigen Härtegrad der Sohle beachtest. Wenn du nicht regelmäßig im Alpinen unterwegs bist, wirst du Wanderschuhe mit einer C- oder D-Sohle mehr als einmal kritisch hinterfragen.
    Zugleich wiegen diese Schuhe aufgrund des in der Sohle verarbeiteten Materials mehr. Also: Denk beim nächsten Wander-Schuhkauf doch mal über Trail-Schuhe nach.
    potentielle Gewichtsersparnis: 300 Gramm

    Hosen mit abnehmbaren Beinen

    Kleidung ist immer ein guter Ansatzpunkt, um Gewicht im Rucksack zu sparen. Statt Baumwollshirts ein Shirt aus Merino oder Funktionsstoff. Weniger Socken, dafür Merinowolle (riechen weniger schlimm) und so weiter.
    Doch auch bei den Hosen kann man ein bisschen Gewicht sparen, insbesondere wenn du im Sommer unterwegs bist. Kauf dir die gleiche Hose mit abnehmbaren Beinen und lass von den Beinen ein Set zuhause.
    potentielle Gewichtsersparnis: ein paar Gramm

    Nah am Wasser gebaut: Trinkflaschen auf dem Camino

    Wenn du dir Sorgen machst, dass du auf dem Camino verdursten wirst, kann ich dich beruhigen! Auf dem Camino Francés gibt es nahezu überall Möglichkeiten, deine Wasserflasche aufzufüllen, egal ob an Brunnen, Wasserstellen oder in Bars. (Artikel: Kann ich das Wasser auf dem Jakobsweg trinken?)
    Auch auf dem Camino del Norte finden sich regelmäßig Shops und Möglichkeiten, wenn man die Augen offenhält.Natürlich spielen Wetter, Temperperaturen und Anstrengung eine große Rolle. Aber wenn du nicht im Hochsommer laufen willst, kannst du die Menge an Wasser reduzieren, die du mitnimmst.
    Statt einer Trinkblase (absolut unnötig und spätestens an Tag 5 wirklich widerlich), einer Thermoskanne (selbsterklärend) und auch einer einzelnen 1,5l-Flasche, solltest du zwei kleinere Flaschen mitnehmen.
    Egal ob 2x 0,5l oder 2x 0,75l: Die Splittung deines Wassers auf zwei Flaschen macht absolut Sinn. Allein von der gleichmäßigeren Gewichtsverteilung profitiert dein Rücken.
    Grundsätzlich empfehle ich, dass du IMMER ausreichend Wasser dabei hast.
    Zwei Flaschen bieten dir jedoch psychologisch einen Vorteil: Du füllst sie häufiger auf! Denn sobald du das Gefühl hast, dass ein Vorrat zuneige geht, stoppst du an der nächsten Wasserstelle. Eine halbvolle 1,5l-Flasche vermittelt wiederum falsche Sicherheit.
    Darum: 2 Flaschen. Für den Kopf!
    potentielle Gewichtsersparnis: keine

    Konzentriere dich auf kleine Verpackungen

    Große Verpackungen versprechen uns große Mengen, schließlich ist ja auch viel drin. Aber brauchst du wirklich viel und die große Menge?
    Beispiel Zahnpasta: Wenn du dir zwei Mal am Tag die Zähne putzt, hält eine 75ml-Tube etwa einen Monat. Läufst du zum Beispiel den Camino Francés, durchquerst du in dieser Zeit die Städte Pamplona, Logroño, Leon, Burgos, Ponferrada und passierst somit mindestens 100 kleine und große Supermärkte. Warum also solltest du eine volle Tube Zahnpasta aus der Heimat so lange mitschleppen, wenn du sie in der spanischen Auflage im Schnitt 3x am Tag nachkaufen könntest?
    Reisegrößen von Zahnpasta mit 20ml sind bei längeren Wanderungen meiner Meinung übrigens Geldverschwendung! Das genügt, um sich etwa 8 Tage lang die Zähne zu putzen. Auf den Camino Francés gerechnet bedeutet das, dass du dir vier Mal die Reisegröße kaufen müsstest. Die Menge an Verpackung ist dabei doppelt so groß. Nimm stattdessen lieber eine halbvolle Tube mit, um später nachzukaufen
    Gleiches gilt für Fußcreme, Sonnencreme, Desinfektionsmittel, Shampoo, Duschgel und so weiter. Die Einsparung an Gewicht überwiegt dabei den Kostenfaktor von etwa 35 Euro für den gesamten Weg.
    potentielle Gewichtseinsparung: mind. 100 Gramm

    XXXL-Handtücher

    Über die richtige Größe eines Handtuchs lässt sich vorzüglich streiten!
    Doch ein Microfaser-Handtuch sorgt problemlos dafür, dass man auch mit einem kleineren Tuch einigermaßen trocken wird. Statt eines 60x80cm Tuchs genügt so häufig bereits ein 30x40cm Handtuch.
    Potentielle Gewichtseinsparung: 100 Gramm

    Anmerkung:
    Natürlich sind Handtücher nicht nur für den Körper gedacht, Stichwort Handtuch-Turban. Doch als Glatzenträger fehlt mir der Bezug 😅

  • Jakobsweg Packliste: Das darf im Pilger Rucksack nicht fehlen

    Jakobsweg Packliste: Das darf im Pilger Rucksack nicht fehlen

    Vor jeder Pilgerreise steht die Frage: Brauche ich das wirklich in meinem Rucksack? Die Antwort auf diese Frage ist meist einfach: Wenn du dich das fragst, lautet die Antwort nein.

    Trotzdem bleibt stets die Unsicherheit, ob es neben den offensichtlichen Dingen wie Wanderschuhe und Rucksack weitere Dinge gibt, die du auf gar keinen Fall Zuhause lassen solltest.

    Im vergangenen Jahrzehnt war ich mehr als ein Dutzend Male auf dem Camino unterwegs. Hier findest du Teile von meiner Packliste für den Jakobsweg:

    · Der richtige Rucksack
    · Die Packliste für den Jakobsweg
    · Schlafsack
    · Badelatschen
    · Creme gegen scheuernde Stellen
    · Regenponcho oder Regenjacke?
    · Schlauchschal, Schlauchschal, Schlauchschal
    · USB-Stick mit wichtigen Dokumenten
    · Leicht oder ultraleicht: Was ist besser?

    Der richtige Rucksack für den Jakobsweg

    Welcher Rucksack der Richtige für deine Wanderung ist, lässt sich nicht in ein paar Zeilen beantworten. Das hängt von vielen Faktoren ab, wie deiner Körpergröße, deiner gewählten Route, der Dauer und ob du du ultraleicht unterwegs sein möchtest.

    In den vergangenen Jahren habe ich sehr gute Erfahrungen mit ultraleichten Rucksäcken gemacht.

    In diesem Beitrag stelle ich die drei Rucksäcke für den Camino Francés vor, die ich auf meinen Touren als Pilger dabei hatte.

    Die Packliste für den Jakobsweg

    Der richtige Schlafsack für Herbergen

    Während Corona verbannte nahezu jede Herberge die Wolldecken, die sie für Pilger bereithielten. Mittlerweile hat sich die Situation beruhigt. Trotzdem empfehle ich beim Pilgern, nicht mehr nur einen Hüttenschlafsack mitzunehmen.

    Bis Anfang Juni und ab September kann es nachts auf dem Camino und damit in einer Herberge kühl sein, ab Oktober sogar kalt. Entsprechend solltest du beim Kauf eines Schlafsacks dein persönliches Kälteempfinden berücksichtigen.

    Hier meine Ausrüstung, die ich immer wieder nutze:

    • In den Wintermonaten nutze ich den Deuter Exosphere -6 Grad XL.
      Gefüllt mit Kunstfasern steckt der Schlafsack auch Feuchtigkeit gut weg. Mit 1.300 Gramm zzgl. 75g Packsack ist er natürlich etwas schwerer und bringt Volumen mit. Doch besonders bei Minustemperaturen sollte man bereit sein, diesen Kompromiss einzugehen. So habe ich bei meiner Alpenüberquerung auf rund 2.000 Meter gut und warm geschlafen, obwohl es außerhalb des Zeltes -3 Grad waren.
    • Im Frühling und Herbst nutze ich den Deuter Exosphere 0 Grad XL. Mit 1.065 Gramm Kunstfaserfüllung ist mir der kleine Bruder meines Winterschlafsacks zum Teil sogar zu warm. Doch sowohl auf dem Camino Portuguese wie auch dem Camino Francés und im Oktober auf dem Camino del Norte musste ich nachts kein einziges Mal frieren.
    • Mein Sommerschlafsack ist eigentlich eine Marke Eigenbau. Bei einer benachbarten Schneiderin habe ich die untere Hälfte eines Hüttenschlafsacks mit dem oberen Teil eines Sommerschlafsacks vernähen lassen. So liege ich niemals direkt auf der Matratze und habe, je nach Zimmertemperatur, entweder eine dünne oder dickere Decke. Insgesamt ist die Konstruktion rund 680 Gramm leicht.
      Grundsätzlich: Entscheide dich lieber für einen etwas wärmeren Schlafsack. Dank des Reißverschluss lässt sich die Temperatur im Inneren gut regulieren.

    Badelatschen: Heimliche Helden auf dem Camino

    Egal ob im Sommer oder Winter: Herbergen sind Gruppenunterkünfte. Die eine Person hat dabei ein anderes Empfinden für Hygiene als seine Nebenperson. Bei geteilten Räumlichkeiten, insbesondere bei Duschen und Toiletten, kann das ziemlich schnell ziemlich ekelhaft sein.

    Hinzu kommt, dass Pilger in den Herbergen gebeten werden, die dreckigen Stiefel an der Tür zu lassen. Darum sind leichte Badelatschen als zweitwichtigste Kleidungsstück nach gut passenden Wander- bzw. Trekkingschuhe auf der Packliste Jakobsweg. Sie ermöglichen es dir, dich problemlos in der Herberge zu bewegen.

    Weiterer Bonus: Badelatschen kannst du leicht außen an deinem Rucksack befestigen und sie dort tragen.

    Creme gegen scheuernde Stellen

    Ich bewundere jeden Pilger, der es ohne eine einzige Blase oder wunde Stelle nach Santiago de Compostela schafft! Gegen Blasen gibt es viele Tricks, wie gut eingelaufene Wanderschuhe, dicke Socken oder Vaseline.

    Doch scheuernde Stellen sind meist noch belastender. Die treten auf, wenn Haut auf Haut reibt oder sich Salzkristalle bilden und die Haut gereizt wird. Betroffen kann davon der Intimbereich, die Achseln und jede andere Hautfalte sein.

    Anfangs hatte ich diese Probleme auch, selbst mit teurer Funktionswäsche und Kleidung scheuerte es an den Oberschenkeln oder der Hüftgurt vom Rucksack. Doch mittlerweile nutze ich eine Creme gegen das Scheuern. Seitdem bin ich einige tausend Kilometer auf dem Camino gewandert, ohne ein einziges Mal Probleme zu haben.

    Obwohl diese Empfehlung vermutlich offensichtlich ist, gehört sie meiner Meinung nach trotzdem auf jede Jakobsweg-Packliste und somit zur Ausrüstung eines jeden Pilger!

    Und auch eine Produktempfehlung habe ich: Linola Schutz-Balsam. Hält lange, kostet okay.

    Regenponcho oder Regenjacke?

    Sowohl ein Regenponcho wie auch eine Regenjacke haben Vorteile für sich.

    Für die Regenjacke spricht, dass du besonders in den kalten Monaten eine Extraschicht Kleidung hast, die dich vor Regen schützt. Das Zwiebelprinzip ist seit Jahrhunderten ein bewehrtes Mittel der Pilger. Doch ehrlicherweise hilft eine Regenjacke samt Regenhose nur begrenzte Zeit gegen den Regen. Die Nähte lassen irgendwann die Feuchtigkeit durch, wenn du sie nicht vor deinem Camino mit Silikon bearbeitet hast.

    Hinzu kommt, dass dein Rucksack ebenfalls einen Regenschutz benötigt. Denn nichts ist ärgerlicher, als nach einem regnerischen Wandertag in eine feuchte Wanderhose oder triefende Socken steigen zu müssen.

    Ein Regenponcho im Gegenzug ist leicht, nimmt weniger Platz weg und lässt sich schnell und problemlos an und ausziehen. Mit dem richtigen Poncho verschwindet auch dein Rucksack unter einer schützenden Regenhülle. Einziger Nachteil: Der untere Teil deiner Beine wird trotzdem nass. Dieses Problem lässt sich jedoch mit einer leichten Regenhose lösen.

    Darum empfehle ich, nicht nur einen Regenponcho, sondern auch eine leichte Regenhose auf deine Packliste für den Jakobsweg zu schreiben.

    Schlauchschal, Schlauchschal, Schlauchschal!

    Ein Schlauchschal ist nicht nur Modestatement. Es ist DAS universelle Outdoor Kleidungsstück, das während jeder Jahreszeit nützt und Mütze, Schal, Schlafmaske, Schweißtuch und Gesichtsschutz im Winter gleichermaßen ist. Falls es ganz hart auf hart kommt, kannst du sogar leicht einen Druckverband daraus machen.

    Meiner Meinung nach gehört ein Schlauchschal zur Ausrüstung der Pilger und damit uneingeschränkt auf JEDE Packliste und in jeden Rucksack auf dem Camino.

    Ein USB-Stick mit deinen persönlichen Dokumenten

    Einer der wichtigsten Tipps zur Ausrüstung ist ein USB-Stick mit deinen persönlichen Dokumenten und wichtigen Telefonnummern. Denn egal ob du in Deutschland oder Portugal unterwegs bist: manchmal kannst du einfach Pech haben. Besonders auf deinem ersten Jakobsweg bist du vielleicht etwas aufgeregt oder unaufmerksam und verlierst unterwegs dein Telefon oder deinen Geldbeutel.

    Aus meiner Erfahrung sind Menschen sehr hilfsbereit. Doch was, wenn man plötzlich in einem fremden Land steht und kein Ausweisdokument mehr hat, geschweige denn eine Telefonnummer kennt?

    Darum habe ich bei jeder meiner Reisen einen USB-Stick mit zwei Dateien dabei:

    • Eine Text-Datei mit den wichtigsten Informationen zu mir, also Name, Telefonnummer von wichtigen Menschen und meine Informationen zur Krankenkasse.
    • Die zweite Datei ist eine mit Passwort geschützte ZIP-Datei. Darin enthalten sind Bilder meines Personalausweis sowie Fotos einer zweiten Kreditkarte samt Sicherheitsnummer.
    • Der Stick steckt sich in einer Dose, in der sich normalerweise Ohrenstöpsel befinden. Die ist mit einem Streifen Klebefilm verschlossen und an meinem Schuh befestigt.

    Tüte mit Zip-Verschluss für Pilgerausweis und wichtige Dokumente

    Seitdem ich die Jakobswege gehe, optimiere ich die Ausrüstung, die ich trage. Wichtig ist mir, dass alles leicht und gleichzeitig funktional ist. Natürlich ist jeder Pilger anders und setzt seine Prioritäten entsprechend. Bei den Recherchen für diese Packliste für den Jakobsweg habe ich auf vielen Packlisten ähnliches gelesen: Passende Wanderschuhe, Proviant für unterwegs, Ohrenstöpsel, eine Stirnlampe um in den Pilgerherbergen auch im Dunkeln navigieren zu können.

    Aber je nach Jahreszeit unterscheidet sich die Packliste Jakobsweg deutlich! Das Körpergewicht spielt genauso eine Rolle wie das Geschlecht: Eine Packliste für Frauen unterscheidet sich deutlich. Die Jahreszeit, der gewählte Pilgerweg, das Körpergewicht und so vieles mehr.

    Doch was ich auf allen Jakobswegen benötigt habe, war eine Tüte mit Zip-Verschluss, um darin mein Credential – also meinen Pilgerpass – beim Wandern sicher und trocken verstauen zu können. Wenn du auf Nummer Sicher gehen möchtest, kannst du wichtige Dokumente ausdrucken und darin wasserdicht verpacken.

    So leicht, dass es ultraleicht ist: Wenn jedes Gramm beim Pilgern zählt

    Qualität hat seinen Preis. Das weiß jeder, der sich schon einmal Ausrüstung für Pilger oder Outdoor kaufen wollte. Grundsätzlich gilt dabei, dass jedes Gramm weniger ein paar Euro mehr im Preis bedeuten. Große Outdoor-Shops bieten da eine gute Beratung, tolle Ausrüstung und viel Unnötiges für deinen Rucksack und Geldbeutel.

    Aber: Wenn du das erste Mal auf den Jakobsweg gehst, musst du nicht unbedingt die Ausrüstung aus dem obersten Regalbrett nehmen!
    Die Zeiten, in denen die Pilgerreise etwas für den schmalen Geldbeutel war, sind leider vorbei. Mittlerweile profitiert ein großer Wirtschaftszweig auf das Geld, das nach Santiago de Compostela getragen wird.

    Investiere lieber in gute Wanderschuhe, ein leckeres Abendessen auf dem Camino und verlängere deinen Urlaub um drei Tage. Dann ist es verschmerzbar, ob dein Rucksack 200 Gramm schwerer oder dein Schlafsack 150 Gramm leichter ist. Stattdessen sammelst du Erinnerungen, die durch Nichts aufzuwiegen sind.

    Buen Camino!

  • Sollte ich Unterkünfte auf dem Jakobsweg vorbuchen?

    Sollte ich Unterkünfte auf dem Jakobsweg vorbuchen?

    Vor jeder Reise auf dem Jakobsweg nach Spanien wächst die Unsicherheit und die Frage stellt sich, ob man seine Unterkünfte im Vorfeld buchen sollte. Angesichts der jährlich steigenden Besucherzahlen lautet die ehrliche Antwort: Es kommt darauf an!

    Welchen Jakobsweg willst du laufen?

    Die Wege nach Santiago de Compostela sind vielfältig. Egal, ob du den Camino Francés, den Camino del Norte, den Caminho de la Costa, den Caminho de la Prata, den Camino Inglés, den Camino Primitivo oder die Via de la Plata wählst: Der Jakobsweg übt eine enorme Faszination aus und jede einzelne Strecke hat ihre eigene Magie

    Auch die Unterkunftssituation auf den jeweiligen Wegen unterscheidet sich grundlegend. Je nach Beliebtheit der jeweiligen Variante gibt es Unterschiede bei den Übernachtungsangeboten für Pilger.

    Camino Francés – der beliebteste Jakobsweg

    Der Camino Francés ist nicht nur der beliebteste Pilgerweg, sondern verfügt auch über die beste Infrastruktur. Je näher du Santiago de Compostela kommst, desto mehr Unterkünfte gibt es. Andererseits pilgern dir auch immer mehr Menschen entgegen, je weiter du läufst. Das ist einer der Gründe, warum insbesondere unerfahrene Pilger den Eindruck eines Bed Race erhalten – des täglichen Wettrennens um einen Schlafplatz

    Und tatsächlich: Insbesondere in der Hauptsaison werden die Schlafplätze auf dem Camino Francés knapp. In der Folge starten Pilger*innen immer früher am Morgen und stellen sich bereits Stunden vor Öffnung bei den öffentlichen Herbergen an. (Staatliche und private Herbergen auf dem Jakobsweg – das unterscheidet beide!)
    Aus diesem Grund bietet es sich an, einen Schlafplatz vorher zu reservieren.

    Caminho Portugues – der Jakobsweg durch Portugal

    Auch der Caminho Portugues wird immer beliebter. In den vergangenen Jahren wurde ordentlich in die Infrastruktur investiert und auch die Zahl der privaten Herbergen ist gewachsen.

    Die Zahl staatlicher Herbergen ist jedoch nicht im gleichen Maße gewachsen. Auf der Strecke vom Jakobsweg Lissabon nach Porto stellt das jedoch kein Problem dar. Auf dem Caminho Portugues von Porto führt dies jedoch zu einer ähnlichen Situation wie auf dem Camino Francés.

    Daher ist es empfehlenswert, auch hier während der Hauptsaison ein Zimmer im Voraus zu buchen.

    Camino del Norte – Entlang der Küste nach Santiago de Compostela

    Der Camino del Norte ist aufgrund seiner Länge und der zu bewältigenden Höhenmeter schwieriger als der Camino Francés und der Caminho Portugues. Da die Region jedoch nicht nur vom Tourismus rund um den Jakobsweg geprägt ist, gibt es vielerorts eine gute touristische Infrastruktur.

    Aus diesem Grund ist es möglich, auch während der Hauptsaison ohne Reservierungen auf dem Camino del Norte zu wandern.

  • Jakobsweg im Winter: Es braucht mehr als dicke Socken für den Camino Frances

    Jakobsweg im Winter: Es braucht mehr als dicke Socken für den Camino Frances

    Der Jakobsweg im Winter ist eine besondere Erfahrung für Pilger, sowohl körperlich als auch psychisch. Denn wer sich in den Wintermonaten auf den Weg nach Santiago de Compostela macht, der braucht nicht nur ein dickes Fell. Seit 2019 war ich vier Mal auf dem Camino Francés im Winter unterwegs. Hier erfahrt ihr, was ich gelernt habe:

    Lohnt sich der Jakobsweg im Winter?

    Die kurze Antwort lautet schlichtweg: JA! Eine Pilgerreise im Winter ist eine echte Herausforderung. Der Rucksack ist schwerer, die Wege anstrengender, aber du sammelst jeden Tag auch ganz besondere Erfahrungen.

    Das Wetter auf dem Camino Frances im Winter

    Der Verlauf des Jakobswegs ist im Winter fast derselbe wie in den anderen Jahreszeiten. Aufgrund der Nähe zum Golf von Bizkaya kann das Wetter jedoch kurzfristig umschlagen. Regen, Schnee und Winterstürme gehören dazu. Das solltest du in jedem Fall berücksichtigen, wenn du deine Sachen packst.

    Start in Saint-Jean-Pied-de-Port

    Abhängig von der Wetter- und Schneelage musst du außerdem möglicherweise deine Route flexibel gestalten. Das gilt bereits ab Tag 1 deines Camino: Der klassische Einstieg in den Camino Francés erfolgt über die Route Napoléon ab Saint-Jean-Pied-de-Port, also über die Pyrenäen. Bei Extremwetter kann dies nicht nur gefährlich, sondern sogar lebensbedrohlich sein! Der höchste Punkt dieser Etappe liegt auf knapp 1.400 Metern, die Anstiege sind steil und die Abstiege ebenfalls. Hinzu kommt, dass du auf rund 18 Kilometern keine Möglichkeit hast, dir Lebensmittel oder Wasser zu beschaffen. Es gibt lediglich zwei Nothütten (Refugios), die weder über Strom noch Wasser verfügen.

    Eine Alternative ist die Winterroute, die ebenfalls in Saint-Jean-Pied-de-Port startet. Über Valcarlos, den ersten Ort in Spanien, gelangst du nach Roncesvalles. Dabei musst du jedoch nicht über die Pyrenäen laufen, sondern gehst neben ihnen entlang. Damit ist diese Strecke im Winter deutlich sicherer und sobald nur ein wenig Schnee liegt, ist sie schlichtweg zu empfehlen!

    Die Meseta: Bloß nicht von der Tischplatte wehen lassen

    In Spanien sind Winterstürme keine Seltenheit. Besonders auf der Meseta, jener flachen Hochebene zwischen Burgos und León, kann der Wind nahezu ungehindert an Kraft gewinnen. Die Landschaft dieser Region ist landwirtschaftlich geprägt, sodass es durchaus akzeptabel ist, sie einige Etappen lang aus dem Busfenster zu betrachten.

    Und auch im späteren Verlauf kann dir das Wetter noch einen Strich durch die Rechnung machen. So führt der Abschnitt zwischen Astorga und Ponferrada über die Montes de León und damit zum Cruz de Ferro, der höchsten Stelle des Camino Francés. Auch hier gibt es eine Alternativroute, die durch die Täler führt, falls der Pass mit Schnee bedeckt ist.

    Spanisch auf dem Camino: Wie weit komme ich mit Englisch?

    Der Camino Francés ist ein spanischer Pilgerweg. Ab der zweiten Etappe ist Spanisch Amtssprache. Heißt das, dass du Spanisch können musst? Grundsätzlich nicht, aber es ist sehr hilfreich!

    Denn auch wenn in vielen Herbergen Freiwillige aushelfen, die gutes Englisch und zum Teil sogar Deutsch sprechen, ist es von Vorteil, wenn du Spanisch sprichst, um dich in Bars und kleineren Dörfern zurechtzufinden und Dinge zu organisieren. Besonders im Winter kann es sein, dass Pilgern nur Einheimische begegnen, die kein Englisch sprechen. Damit ist es nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern es ist sogar notwendig!

    Herbergen im Winter auf dem Camino Francés

    Der Camino Francés zeichnet sich durch seine hervorragende Infrastruktur aus. Selbst kleine Orte wie O Cebreiro können in der Hauptsaison eine hohe Zahl an Pilgern unterbringen, egal ob in einer einfachen Herberge, Pension, einem Hostel oder einem Hotel. In der Regel findet ein Pilger in einem Ort, in dem es mehr als ein Haus gibt, eine Schlafgelegenheit.

    Zusätzlich zu den vielen privaten Anbietern gibt es auch staatliche Unterkünfte, die es Pilgern ermöglichen, den Camino im Winter zu laufen. Grundsätzlich gibt es auf allen Jakobsweg-Routen eine Art Notversorgung für Pilger, die im Winter unterwegs sind. So findet sich von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela mindestens alle 25 Kilometer eine Herberge mit geöffneten Toren.

    (🔗 Die aktuelle Liste von Aprinca mit Herbergen findest du hier)

    Zusätzlich gibt es verschiedene Apps, die ihre Informationen von dieser Seite beziehen.

    Wenn du nur die letzten 100 Kilometer pilgern möchtest, kannst du auch die staatlichen Herbergen ansteuern: Galicien hat seine Herbergen das ganze Jahr über geöffnet, informiert darüber jedoch nicht tagesaktuell im Netz.

    Tourigrinos vs Peregrinos – Sei achtsam, lieber Pilger!

    Spanien ist ein wundervolles Land voller netter Menschen. Doch die Zahl der Pilger, die jedes Jahr nach Santiago wandern, wird immer größer. Vereinzelt begegnen einem Menschen, die den Massentourismus satt haben. In der Hauptsaison wird der Pilgerweg von Tausenden überrannt, der Tourismus brummt und alle wollen ein Stück vom Kuchen abhaben. Das lockt nicht nur Pilgerinnen und Pilger, Peregrinas und Peregrinos, nach Spanien. Immer mehr Tourigrinos – ein Mix aus Touristen und Pilgern – überfluten den Weg. Diese gehen meist nur die letzten 100 bis 200 Kilometer und sind tagsüber am Bier in der Hand zu erkennen. Pilgern als wohltemperierter Abenteuerurlaub.

    Der französische Jakobsweg ist mittlerweile ein Paradebeispiel für Massentourismus, insbesondere in der Hauptsaison. Im Winter jedoch haben sich die Gemüter meist abgekühlt. Gastfreundschaft ist ehrlicher, die Gespräche durchaus tiefgründiger. Umso wichtiger ist es, achtsam mit deinen Mitmenschen umzugehen.

    Diese drei Gegenstände brauchst du für’s Pilgern im Winter

    Die Temperaturen auf dem Camino Francés im Winter können sehr unangenehm werden. Das fällt tagsüber, wenn man die ganze Zeit in Bewegung ist, nicht immer auf. In den Herbergen kann es jedoch sehr schnell unangenehm werden: kalte Böden, kalte Schlafsäle und keine Möglichkeiten, nasse Sachen zu trocknen. Warme Kleidung ist die logische Konsequenz, doch die musst du auf dem Rücken herumtragen.

    Hier findest du Tipps, welche Ausrüstung du auf dem Camino wirklich brauchst. Mein Motto ist: Weniger ist mehr. Trotzdem gibt es im Winter einige Luxusgegenstände, die du auf jeden Fall mitnehmen solltest. Neben der obligatorischen Regenhose ist ein passender Schlafsack wichtig. Doch auch diese drei Dinge sollten meiner Meinung nach bei einer Winterpilgerreise in Spanien nicht fehlen:

    • Thermoskanne 500ml Eine heiße Tasse Tee weckt die Lebensgeister, klar. Abends kannst du die Thermoskanne mit in den Schlafsack nehmen und deine Füße wärmen.
    • Badelatschen und dicke Socken Die Herbergen sind selten wirklich warm, die Fußböden immer kalt. Nimm ein dickes Paar Socken mit, das locker über deine Wandersocken passt. Leichte (!) Badelatschen sorgen dafür, dass du über die Füße nicht auskühlst.

    UV-Brille/Sonnenbrille & zwei Schlauchschals

    Es kann durchaus sein, dass du auf dem französischen Weg in einen Wintersturm kommst und dir der Wind über Stunden eiskalten Regen frontal ins Gesicht klatscht. Das kostet nicht nur Kraft, wenn du Pech hast, siehst du auch einfach nichts mehr. Hier hilft ein Gesichtsschutz aus Schlauchschals und eine Brille, damit du siehst, wohin du läufst.

    Winter Pilgern: So ist Santiago de Compostela im Winter

    Selbst in der kalten Jahreszeit erreichen täglich Pilger Santiago. Im Dezember 2023 waren es immerhin mehr als 3.500 Menschen. Die beliebteste Strecke im Winter ist der Camino Francés, die zweitbeliebteste ist der Camino Portugués entlang der Atlantikküste. Sogar den Camino Primitivo, der in Oviedo beginnt und als der anspruchsvollste Pilgerweg gilt, wählten fast 10 Prozent der Ankommenden.

    Im Vergleich zur Hauptsaison ist es in Santiago de Compostela damit sehr ruhig. Nur wenige Herbergen haben geöffnet, entsprechend trifft man wenige andere Pilger. Wer auf dem Weg keine neuen Bekanntschaften knüpfen konnte, kann in der Pilgerbar Momo noch einmal sein Glück versuchen.

    Ich wünsche Buen Camino!